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König der Löwen
- Autor(en): Wecker [Leonhard]
- ⛉ Gechannelt | Gesprochen von: Wecker [Leonhard]
- ₳ Transkribiert von: Ursula [ursi]
- Aufgezeichnet von: Thomas
Mein Name ist Leonidas. Ich bin der König der Löwen. Ich liebe Geschichten und jeden Tag zu Abend lasse ich mir Geschichten vorlesen. Heute erzähle ich für euch eine Geschichte. Eine wahre Geschichte.
Ich bin Herrscher eines riesigen Reiches, dessen Grenzen irgendwo draußen liegen. Am besten gefallen mir hier die Bäume. Die einen voller Blüten, die anderen so riesig. Die größte Art wächst bis in die Wolken hoch. Und wenn jemand sagt, er mache einen kleinen Spaziergang, schafft er nur diesen Baum zu umrunden.
Als König obliegt mir die Gerichtsbarkeit. Deshalb finden von Zeit zu Zeit Gerichtstage statt. Ein jeder erschrickt, der meine Urteile hört. Das sind Blitz und Donner auf dieser Welt. Aber schon lange habe ich die Freude daran verloren. Ich möchte Gerechtigkeit bringen und habe das auch geglaubt, aber erkenne immer mehr, dass selbst im gerechtesten Urteil Unrecht mit enthalten ist. Seitdem war ich ständig auf der Suche nach mehr Gerechtigkeit.
Die schönste Geschichte, die ich je gehört habe, stammt von meinem Namensvetter, Leonidas. Das heißt übersetzt, man nannte ihn den Löwen. Er hatte damals über die zahllosen Pfeile gespottet, die in der Schlacht auf sie niederprasselten. Das ging mir nicht mehr aus dem Sinn und ich erzählte dies meinem treuesten Gefährten, meinem Windhund Keyla. 'Ich habe eine verrückte Idee,' sagte ich. 'Ich will die Pfeile von Leonidas haben. Und diese ganzen Urteile, die immer mehr oder weniger Unrecht enthalten, will ich nicht mehr haben! Entweder gar nicht mehr, oder es muss eine bessere Lösung her. Suche diese!'
Keyla, der Windhund, ging in sich. Er studierte alle Bücher der Vergangenheiten und der Zukünfte. Und eines Tages kam er zu mir und sagte: 'Ich möchte auf Reise gehen und dir die Lösung bringen.' Ich war hocherfreut, aber beim Abschiedsbesuch lag er stöhnend da, sein Leib krümmte sich. Winseln, Stöhnen, unterdrücktes Bellen konnte ich hören und wusste, ich darf ihn jetzt nicht stören. Am nächsten Morgen sah ich nur noch seinen Schatten über das Firmament huschen, denn er war der Schnellste. Jeden Abend hielt ich Ausschau nach Keyla. Eines morgens, als ich erwachte, lag sein Kopf auf mir. Ich wollte den Staub abwischen. Es ging nicht und ich bemerkte, dass Gold in seinem Fell eingewirkt war.